Reinstwasser ist die reinste Form von Wasser, das nahezu frei von Ionen, Verunreinigungen und gelösten Stoffen ist. Es wird für besonders spezifische Anwendungen benötigt, bei denen ein besonders hoher Reinheitsgrad entscheidend ist – etwa im Labor, in der Medizintechnik, der Mikroelektronik oder der Lebensmittelindustrie. Je genauer das Verfahren, desto größer die Bedeutung von Reinstwasser in sensiblen Bereichen.
Das Europäische Arzneibuch definiert für hochgereinigtes Wasser (Aqua valde purificata) besonders strenge Qualitätsanforderungen. Dazu zählen unter anderem:
- Leitfähigkeit: ≤ 1,1 μS/cm bei 20 °C
- Bakterielle Endotoxine: < 0,25 IE/ml (≈ 25 ng/l)
- Gesamter organischer Kohlenstoff (TOC): ≤ 0,5 mg/l
- Nitrat: ≤ 0,2 mg/l
Dieses sogenannte Ultra-Reinstwasser (URW) wird insbesondere durch seinen niedrigen TOC-Grenzwert charakterisiert. Im Vergleich dazu genügt Reinstwasser für technische Anwendungen in der Regel einem TOC-Wert von ≤ 1 mg/l.

Herstellung von Reinstwasser
Die Herstellung von Reinstwasser erfolgt über mehrere Stufen der Wasseraufbereitung. Häufig kommen Verfahren wie Umkehrosmose, Aktivkohlefilter und der Ionenaustauscher zum Einsatz, um Wasser von unerwünschten Rückständen zu befreien. Ionenaustauscher spielen dabei eine zentrale Rolle, wenn es um das Entfernen gelöster Ionen geht. Je nach gewünschtem Reinheitsgrad werden zusätzliche Verfahren ergänzt, um eine besonders exakte Wasseraufbereitung zu ermöglichen. Eine kontinuierlich stabile Qualität lässt sich nur durch genaue Prozesssteuerung sicherstellen.
Anwendungen von Reinstwasser
Ob im medizinischen Bereich, bei sensiblen Laboranalysen oder in industriellen Prozessen – Reinstwasser ist für viele Anwendungen unverzichtbar. Es verhindert Verunreinigungen, sorgt für genaue Messergebnisse und erhöht die Prozesssicherheit. Besonders im Labor ist eine gleichbleibend hohe Wasserqualität unerlässlich, um präzise und reproduzierbare Ergebnisse zu erzielen. In modernen Laboren gehören Systeme mit Ionenaustauschern zur Standardausstattung, um höchste Wasserreinheit zu erreichen. Die Anforderungen an die Wasseraufbereitung wachsen stetig – vor allem in anspruchsvollen Laboranwendungen, wo Wasserqualität direkt über das Ergebnis entscheidet.
Reinstwasser in der Praxis – Qualität sichern
Die Wahl der passenden Reinstwasseraufbereitung hängt vom Einsatzbereich ab. Entscheidend ist nicht nur die Herstellung, sondern auch die laufende Überwachung der Systemleistung. Moderne Lösungen zur Wasseraufbereitung gewährleisten eine kontinuierliche Versorgung mit Reinstwasser – effizient, sicher und wirtschaftlich. Besonders im Labor ist eine kontrollierte Reinstwasseraufbereitung der Schlüssel zur Prozesssicherheit. Ionenaustauscher kommen hier zum Einsatz, wenn es darum geht, letzte Rückstände gezielt aus dem Wasser zu entfernen. Eine saubere, genaue Trennung aller Stoffe ist dabei entscheidend für dauerhaft beste Wasserqualität.
Produkte zur Wasseraufbereitung
Unterschiede zwischen destilliertem, demineralisiertem und Reinstwasser
Die Qualität von destilliertem Wasser, demineralisiertem Wasser und Reinstwasser unterscheidet sich vor allem in der elektrischen Leitfähigkeit. Diese wird in Siemens pro Meter (S/m) gemessen, in der Praxis jedoch meist als Mikrosiemens pro Zentimeter (µS/cm) angegeben.
Da das Wassermolekül als Ampholyt mit sich selbst reagieren kann, besitzt selbst Reinstwasser eine minimale Leitfähigkeit. Der theoretische Grenzwert liegt bei 0,055 µS/cm bei 25 °C, was einem Widerstand von 18,2 MΩ·cm entspricht – einem zentralen Qualitätsmerkmal in der Reinstwassertechnik. Zum Vergleich: destilliertes Wasser weist bei 25 °C eine Leitfähigkeit zwischen 0,5 und 5 µS/cm auf.
Für analytische Zwecke legt die ISO 3696 in Qualitätsstufe 1 eine maximale Leitfähigkeit von 0,1 µS/cm bei 25 °C fest.
In der Pharmaindustrie gelten besonders strenge Anforderungen:
Für die Herstellung von Arzneimitteln, die direkt dem Körper zugeführt werden, ist mindestens gereinigtes Wasser erforderlich (z. B. für nicht sterile Flüssigkeiten zur oralen Einnahme). Für Parenteralia wie Infusionen wird hingegen Wasser für Injektionszwecke (WFI) verlangt. Das Europäische Arzneibuch regelt hierfür unter anderem die zulässige Menge an organischen Bestandteilen, etwa aus Zellresten oder Proteinen.
Auch in der Energieerzeugung spielt Wasserqualität eine zentrale Rolle:
Für die Dampferzeugung in Hochdruckkraftwerken darf die Leitfähigkeit des Speisewassers höchstens 0,2 µS/cm betragen, um Ablagerungen und Korrosion im System zu vermeiden.